Eingeladen von unserem Starkoch Heinrich hat sich am Dienstag, den 12.11.2013 ein halbes Dutzend unserer Leute entschlossen, den „Wasser.Spiegel“ zu besuchen, das Wasserreservoir auf dem Mönchsberg bei der Richterhöhe, das Gegenstück zum Kapuzinerberg-Reservoir. Es warteten ca. 1 km Bergwanderung und 70 Höhenmeter auf uns, die wir je nach Eigengewicht entsprechend leicht oder unleicht erklommen. Langsam trafen unsere Leute ein, der Duce Heinrich Veith, unser Fotograf Raimund Kirchweger und auch unser Wasser-Guide Claudius Egger, mit dem wir gegen 3h das große Wasserloch enterten. Er begann mit der Erklärung des fast 850 km langen Wassernetzes von Salzburg, seinen Quellen, die hauptsächlich Grundwasser-gespeist sind. Was kaum bekannt ist, daß unser Wasser zum Großteil aus Grundwasser-Brunnen kommt und durch die lange Aufenthaltsdauer im Boden so sauber ist, daß es weder behandelt noch aufbereitet werden muß, sondern 1:1 in die Reservoire und dann ins Netz gepumpt werden kann. Lediglich die Quellen müssen mit UV-Licht entkeimt werden. Und es enthält alle notwendigen Mineralstoffe, die sonst in den Mineralwässern angepriesen und teils zugesetzt werden. Ein romantisch-düsterer Blick in die saubersten Hallen der Stadt, eben die Reservoire, die grad einen Stand von 6 m von möglichen 8.5 aufwiesen, zeigte, woher wir unsere 130 L pro Tag pro Einwohner schöpfen. Wobei diese Zahl rückläufig ist und irgendwann mal bei 115 oder 120 stagnieren wird, veranlaßt zB. durch die Spartaste an der Klospülung, durch neue Techniken bei den Geschirrspülern u.dgl. Gebraucht wird etwa je 1 Drittel fürs Klo und fürs Duschen, das letzte Drittel für die täglichen Kleinigkeiten – und 3 L fürs Trinken. Und nach 1-2 Tagen wären die Behälter von Salzburg leer, käme nicht aus den 9 Quellen im Areal Tauglboden – St. Leonhard – Fürstenbrunn – Gaisberg genügend Nachschub.
Beim Gang durch das gar nicht so kleine Museum waren viele alte Maschinen zu sehen, Pumpen, Schieber, Bilder der Fürstenbrunner Quelle, die zwar vom Grund und Boden her dem Mayr-Melnhof gehört, das Wasser aber als historische Schenkung für alle Zeiten der Stadt Salzburg. Da das Quellwasser bereits derart hochrein ist, muß nur noch in Notfällen mit UV-Licht bzw. mit Ozon gegen die Keime vorgegangen werden. Für Schulkinder gab’s auf Millimeterpapier Auszüge aus den Rohrplänen zum Nachzeichnen. Alte Fotos zeigten den Bau der Rohrleitungen, bei dem ein Dutzend Arbeiter die halbtonnenschweren Rohrteile tragen und aneinanderschrauben mußten. Schon ein Tschoch sondergleichen. Und erst der Rückblick in die ferne Vergangenheit zeigte die Herstellung der alten Holzwasserleitungen, die mit meterlangen Handbohrern ausgehöhlt und dann mittels eingeschlagener Ringmanschetten dicht verbunden wurden.
Unser Führer gab auch einige Episoden zum Besten, als er zB. einem bei einem sehr großen Rohrbruch in der Getreidegasse beim Interview sagte: „Naja, die alten Leitungen halt“, und damit komplett daneben lag, wie ihn seine Kollegen darnach kritisierten. Die Sandunterlage, in der diese Rohre lagen, war ausgewaschen worden, die Rohre lagen nicht mehr voll im Sandbett und begannen durch den Straßenverkehr zu schwingen – bis sie barsten. Die uralten Rohre, vorallem die giftigen Bleirohre wurden schon lange ausgetauscht. Ein „Rohrleben“ wird mit ca. 100 Jahren angesetzt, wovon unser System ca. 1/3 hinter sich hat. Sie liegen jetzt fast alle über 1 ½ m in der Tiefe und sind damit frostgeschützt, durch Kälte bricht keine Leitung mehr. Auch sind sie jetzt aus Faserbeton und Kunststoff, also hochbeständige Materialien.
Oder eine andere Geschichte, warum gerade beim Fußballmatch in der Pause und nach dem Schlußpfiff der Wasserverbrauch extrem ansteigt und eine nicht zu übersehende Spitze zeigt: weil alle schnell aufs WC gehen und nach dem Match duschen müssen, vorallem als verschwitzte, verschmutzte Zuschauer. Auch wurde erklärt, warum es kein Nutzwassernetz gibt, weil dann das gesamte Rohrsystem in allen Straßen verdoppelt werden müßte, und weil nicht garantiert werden kann, daß der Installateur immer und überall die beiden Wasserarten richtig anschließt. Sogar das Löschwasser für die Feuerwehr wird aus dem Trinkwasser genommen, da dadurch die Notversorgung bei größeren Rohrbrüchen leichter bewerkstelligt werden kann: Versorgungsschlauch ran, am Hausanschluß angeklinkt, Hydrant und Schlauch durchgespült und schon läuft das kühle Naß wieder.
Und zum Abschluß kam noch die Frage, warum die Amerikaner in Österreich kein Leitungswasser trinken: ganz einfach, weil es nicht nach Chlor schmeckt ! Und was nicht nach Chlor schmeckt, kann doch nicht sauber sein, oder ? Verzichten freiwillig auf so ein herrliches Getränk, das die schärfsten Lebensmittelkontrollen, die man sich nur vorstellen kann, passiert hat: versiegelte hochsterile Prüfbehälter, abgefackelte Wasserhähne, damit nicht die Bakterien und Keime an der Zapfstelle das Ergebnis verfälschen und dann erst das Prüfwasser, das nach Lagerung im Kühlschrank binnen max. 24 Stunden im Labor landet und dort auf Bakterien und Schadstoffe durchleuchtet wird. Wir können glücklich sein, daß wir so ein Wasser haben, frei vom Zugriff der Investoren, und so, wie es in der EU-Richtlinie schon festgehalten steht: „Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muß.“ Und wer noch immer zweifelt, der höre auf Mark Twain:
„Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser mäßig genossen, ist unschädlich.“ – Na denn, lieber Leser: PROST !