Die Blaue Stunde war schon gekommen, die meisten Gäste auch, allerdings nicht blau, als wir uns am Donnerstag, den 12.12. in der Dämmerung bei Marilly einfanden und sogleich von ihrem Mann Helmut ins Haus geleitet wurden. Glüh- und anderer Wein, Säfte und unser gutes Salzburger Leitungswasser flossen in Strömen, größeren und kleineren, und das Körberl-Deck-Dich mit den belegten Brötchen machte mehrmals die Runde.
Nach dem Begrüßungs-Kleinsprech gings ans eingemachte Hausgemachte: alles rüber in die gute Stube, und ein Toast auf unsere Gastgeberin und ihre Gehilfen für ihre Mühen, sowie auf Fritz – er möge uns in seiner Überlastung für den Verein noch lange xund erhalten bleiben – leiteten das große (..)Essen ein: Die Schüsseln krei(s/ß)ten – und gebaren 13 wohlgefüllte Teller mit Bratkartoffeln, Saucen, Fisch, Salat, belegten Brötchen, gefolgt von Scheiterhaufen und Maroni, bestens umspült von Blauem Zweigelt und Grünem Veltliner … und weiteren Flüssigkeiten wie Marilly‘s selbstgemachtem Apfeltee.
Beim postkalorisch-geselligen Teil des Abends gaben Otto und ich Schnurren aus unseren Motorradleben zum Besten, die diversen Stürze und beinahe-Unfälle auf seinen abenteuerlichen Roller- und Krad-Reisen quer durch Europa, mein erstes unbeabsichtigtes Vollgaserlebnis auf meinem neuen gebrauchten Motorrad in Wien, das mich mit –subjektiver– Schallgeschwindigkeit über den Gürtel katapultierte, und seit dem ich vor diesen 2-rädrigen Raketen ordentlichen Respekt aufgebaut habe.
Während Julia und Andrea noch emsig tauschten, wollten wir gemeinsam Marilly‘s Mann Helmut das österreichische Deutsch geläufig machen, wahrscheinlich vergeblich – aber wir habens wenigstens versucht – sehr frei nach Marcel Reich-Ranicki: „Man kann nicht allen Deutschen Österreichisch beibringen, aber man th-ollte e-th wenig-th-ten-th ver-th-uchen !“
Marilly berichtete über ihre Premiere als Nikoläusin bei Bernhards Familie, hatte aber etliche Zores zu überwinden: das Kostüm paßte hint und vorne nicht, auch war die Mitra zu eng und drohte sich selbständig zu machen und abzuheben, und zu allem Überfluß juckte der Bart entsetzlich. Sie hat es dann doch geschafft und war letztlich viel aufgeregter als Bernhards Kinder selbst, aber – Nikolaus gut, alles gut !
Gabis köstliches Weihnachts-Gedicht unbekannter Herkunft, das sie uns nach dem Dinner vortrug, sei auf jeden Fall kurz erzählt. Also, seid mucksmäuschen still:
Die liebe Familie hatte alles fürs Fest vorbereitet, Essen, Trinken, Baum und Schmuck, jedoch auf eines total vergessen: das Lametta. Kinder traurig, weil: „Deutscher Weihnachtsbaum“ ohne Lametta wurde strikt abgelehnt. Geschäfte hatten schon zu, die Nachbarn brauchten alles selbst, also, was tun ? Papa erinnert sich in seiner Not an ein letztes Paket Sauerkraut im Kühlschrank, das er flugs öffnete, lang spülte, trocknete und mit Silberfarbe bemalte, Streifen für Streifen, und damit den Baum behängte – Lichterbaum gerettet! Jedoch, es fehlte am nächsten Tag was zum duftenden Braten – eben das Sauerkraut! Also Kommando retour, die Silberkrautlametta wieder entsilbert, geputzt, gespült und fast geschmacksfrei zum Essen serviert. Hat also auch funktioniert. Nur, von den Gästen gabs nachher eine kleine Kritik : „Es läge da überall ein etwas metallischer Geschmack drin, und: am Baum fehlt doch – das Lametta !“ –
(Soviel zu Weihnachten bei Gabi…)
Langsam lichteten sich die Reihen und gegen 10 Uhr abends begann die große Verabschiedung, Marilly und einige Gehilfen trugen mir noch die Rumänien-Spenden zum Auto und wir entschwanden in der Dunkelheit. Danke Marilly & Co., gut gemacht, wir dürfen doch alle auf Wiederholung hoffen – und wünschen allseits eine gute Nacht !